In einer vielerorts als offene Provokation wahrgenommenen Verordnung vom letzten April wies Donald Trump die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) an, Bewilligungen für Tiefseebergbau an private Bergbauunternehmen auszustellen – auch in Gewässern ausserhalb des US-Staatsgebiets.
Nebst der offenkundigen Missachtung internationaler Verträge betreffend der Entscheidungshoheit in internationalen Gewässern wurde auch Trumps positive, an Rücksichtslosigkeit grenzende Haltung gegenüber dem Abbau von Ressourcen am Meeresboden kritisiert. Denn die Methodik ist höchst umstritten.
Im Meeresboden befinden sich viele seltene Metalle wie Lithium, Kobalt oder Kupfer, die für die Fabrikation von beispielsweise Autobatterien, Motoren und Turbinen essenziell sind. Um diese Ressourcen aus den Meerestiefen zu bergen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Zum einen können Mineralien durch ferngesteuerte Fahrzeuge gefördert werden. Diese Bagger werden von Schiffen aus in die Tiefen abgeseilt, um gezielt nach Ressourcen zu suchen. Bei einer anderen Methode werden ganze Gesteinsklumpen eingesaugt und so zum Schiff befördert. Die wertvollen Metalle werden dann aus der Erde gefiltert und die Überbleibsel wieder ins Meer zurückgeführt.
Es gibt etliche Mineralienvorkommen auf dem Meeresboden. Diese können grob in drei Kategorien eingeteilt werden:
Einige wenige Vorkommen befinden sich in den sogenannten Exclusive Economic Zones (EEZ). Diese unterstehen der Hoheit der jeweiligen Staaten, in deren Gebiete die metallreichen Ablagerungen liegen. Und diese Länder können theoretisch diese Materialien abbauen, wie sie wollen.
Grösstenteils liegen die Krusten, Raucher und Manganknollen aber in internationalen Gewässern, die keinem einzelnen Staat unterstehen. Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), eine UN-Institution mit 169 Mitgliedstaaten und der Europäischen Union, ist für die Regulierung des Meeresbodens ausserhalb nationaler Grenzen zuständig. Dieser Bereich ist als «das Gebiet» bekannt und umfasst rund 54 Prozent des Meeresbodens weltweit.
Mitgliedstaaten müssen das UN-Seerechtsübereinkommen unterschreiben. Dieses legt unter anderem fest, dass die ISA für die Verwaltung des Meeresbodens in diesen internationalen Gewässern zuständig ist. Ein Übereinkommen, das die USA nicht unterzeichnet haben.
Doch nicht nur die USA sind interessiert an den Bodenschätzen der Ozeane. Viele Bergbauunternehmen und weitere Staaten wie Japan oder Norwegen haben ihre Intentionen klargemacht, Tiefseebergbau betreiben zu wollen. Allerdings hat Norwegen seine Abbaupläne bereits wieder auf Eis gelegt, nachdem diese im Parlament von linker Seite blockiert wurden. Ansonsten wäre Norwegen zum ersten Staat weltweit geworden, welcher eine Lizenz für Tiefseebergbau ausgegeben hätte.
International gibt es hingegen bereits weit fortgeschrittene Abmachungen. Die ISA hat mit 22 Unternehmen über 15 Jahre laufende Verträge abgeschlossen, die es den Bergbaufirmen erlaubt, in bestimmten Gebieten nach Vorkommen zu suchen. Jedes der Unternehmen benötigt einen Sponsorstaat, aktuell sponsern China, Russland und Südkorea die meisten Firmen.
Die Bergbaufirmen dürfen aber noch keine Ressourcen abbauen. Denn es herrscht weiterhin Unsicherheit und Uneinigkeit über die Auswirkungen auf Natur und Umwelt, wenn in den Weltmeeren mit dem Tiefseebergbau begonnen wird.
15 der 22 bisherigen Verträge sind alleine für die Exploration der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) abgeschlossen worden. Dieser rund 6 Millionen Quadratkilometer grosse Streifen liegt im Pazifischen Ozean zwischen Hawaii und Mexiko. Die CCZ ist der Lebensraum von über 20 Arten von Delfinen und Walen, die durch den 24-Stunden-Bergbaubetrieb starker und kontinuierlicher Lärmbelastung ausgesetzt wären.
Da praktisch kein Licht in die Tiefsee vordringen kann, könnten die Lichtemissionen der Unterwasserfahrzeuge das Habitat von Tausenden Spezies gefährden. Dazu kommen die Grabarbeiten selbst, die physisch Lebensräume zerstören und durch giftige Stoffe, die beim Bergbau anfallen, langfristig kontaminieren könnten. Oder der Abbau der Manganknollen könnte signifikanten Einfluss auf die Sauerstoffproduktion im Wasser haben.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen, dass alleine in der CCZ Tausende von Arten durch Tiefseebergbau gefährdet sind – und es werden jedes Jahr neue Arten entdeckt.
Dazu kommen langfristige Bedenken. Da sich das Leben in Tiefsee nur langsam verändert, drohen potenziell negative Auswirkungen, die bis weit in die Zukunft reichen könnten.
Minenarbeiten am Meeresboden könnten noch weitere negative Einflüsse auf die Umwelt haben – allerdings gibt es noch viel Ungewissheit, denn die Forschung zum Meeresbodenbergbau hat erst vor wenigen Jahren begonnen. Noch immer wissen wir sehr wenig über den Meeresboden, nur rund ein Prozent ist vollständig erforscht.
Seltene Erden sind essenziell in der Produktion von modernen Gütern wie E-Autos und Smartphones. Die globale Nachfrage nach diesen Gütern scheint in der näheren Zukunft nur zu steigen, weshalb die Frage auftaucht: Kann die Nachfrage nach Lithium, Nickel, Kupfer und Kobalt ohne Tiefseebergbau gedeckt werden?
Szenarien in einem Bericht der Energy Transitions Commission (ETC) vom Juli 2023 erlauben einen Ausblick in die Zukunft. Im ersten Szenario nimmt die ETC an, dass durch den technologischen Fortschritt eine Dekarbonisierung stattfindet, aber die Nutzung von Metallen und Recycling-Praktiken den heutigen Trends folgen und somit bis 2050 weiterhin zunehmen würde. Daher wird vonseiten der Bergbauindustrie und einiger Staaten der Tiefseebergbau als einzige Möglichkeit erachtet, die steigende Nachfrage an Seltenen Erden zu decken.
Aber der ETC-Bericht zeigt auch ein effizienteres Szenario auf. Dieses Szenario basiert auf einigen Annahmen, nach denen bei der Weiterentwicklung von Batterien viel erreicht werden könnte. Durch längere Lebensdauer und Verkleinerung der Batterien sowie bessere Recycling-Kreisläufe könnten massiv Ressourcen eingespart werden, was wiederum die Nachfrage senken würde.
Ein Grossteil der Einsparungen würde von der Abkehr von der herkömmlichen Lithiumbatterie zum Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator (LFP) kommen. Diese Batterien benötigen kein Nickel oder Kobalt und wären somit weniger ressourcenintensiv.
Während Bergbauunternehmen wie das kanadische Start-up The Metals Company sich bereits bei den USA um eine Genehmigung für den kommerziellen Tiefseebergbau bemühen, verabschiedete die ISA 2023 eine Resolution, wonach der kommerzielle Tiefseebergbau nicht ohne Vorschriften durchgeführt werden darf.
Gerade die USA, die kein Mitglied der ISA sind, oder Länder mit Vorkommen innerhalb ihrer Staatsgrenzen wie Norwegen oder Japan könnten jedoch jederzeit damit beginnen, den Meeresboden für Ressourcen auszubeuten. Ob es nun nötig ist oder nicht.
Rechtspopulisten kümmern sich weder um Mensch noch um Natur. Es geht um Geld und Gier. Und Ego.
Rechtspopulisten schaden.
Immer.
Und überall.
Und das nachhaltig.
Als wenn Donnie auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde.
Für ihn zählen nur Deals, bei denen er andere über den Tisch ziehen kann.